THE TRIBE

Regie Myroslav Slaboshpytskiy · Ukraine · 2014 · 130 Min. · Gebärdensprache, o. Dialog · ab 16 Jahren, empfohlen ab 18 Jahren

Es sind keine Vorstellungen geplant.

Der Schein eines geordneten Schulbetriebs lässt sich in diesem ukrainischen Internat für Gehörlose nur kurze Zeit aufrechthalten. Hinter der offiziellen pädagogischen Kulisse wird die Schule von einer skrupellosen Gang kontrolliert, die ein ausgeklügeltes Wirtschaftssystem unterhält, vom Stofftierverkauf bis hin zum Menschenhandel. Die Mädchen verkaufen ihre Körper, die Jungs setzen ihre als Waffe ein, und wer nicht spurt, hat geringe Überlebenschancen. Der Neuankömmling Sergei lernt schnell und arbeitet sich nach oben, bis ihm die Gefühle für seine Mitschülerin Anna in die Quere kommen.
Es ist ein düsteres Bild der ukrainischen Gesellschaft, das der vierzigjährige Slaboshpytskiy zeichnet: Uniformen und pädagogische Rituale sind die Embleme einer staatlichen Ordnung, welche die herrschenden kriminellen Parallelstrukturen nicht einmal mehr ansatzweise zu kaschieren vermag. Der skrupellosen kriminellen Dynamik setzt Slaboshpytskiy eine zurückhaltend beobachtende Kamera entgegen, welche die Missstände stoisch protokolliert. Und da ist noch etwas: Sämtliche Darstellerinnen und Darsteller sind gehörlos und kommunizieren ausschliesslich in Gebärdensprache. Auf Untertitel wird bewusst verzichtet, und so sind für einmal wir, die Normalhörenden, diejenigen, die kein Wort verstehen – und doch genau begreifen, worum es geht. PLEMYA gewann in der Semaine de la Critique in Cannes den Grossen Preis und gehört zu den erfolgreichsten – und härtesten – Festivalfilmen des Jahres 2014. Seine Oscar-Kandidatur für den besten fremdsprachigen Film scheiterte trotz durchschlagendem internationalem Erfolg an der Angst des ukrainischen Nominationskomitees. Eine aus Imagegründen nachvollziehbare Entscheidung, die die subversive Kraft des Films nur unterstreicht.
Quelle: Xenix